v.o.n.u.:
17., Elterleinplatz – mit Hernalser Rathaus und Sparkassa, Ansichtskarte, Carl Ledermann Jun., um 1898, Wien Museum
17., Jörgerstraße 42-44 – Jörgerbad, Ansichtskarte, Sperlings Postkartenverlag, um 1915, Wien Museum
Hernals ist altes Siedlungsgebiet, wofür vor allem die Lage am Rande des Wiener Beckens und der Wasserreichtum maßgebend waren. Auf dem Heuberg wurden Funde gemacht, die auf die Zeit um 3000 v. Chr. zurückgehen. Münzen, Legions- und Wasserleitungsziegel, die auf dem Hernalser Boden gefunden wurden, weisen auch auf eine römische Besiedlung hin. Kaufverträge, Schenkungsurkunden und Belehnungen, die bis in das 11. Jahrhundert zurückgehen, lassen den Schluss zu, dass das Gebiet des heutigen 17. Bezirkes um diese Zeit bereits reich besiedelt war.
Der Alsbach als siedlungsbildende Ressource
Siedlungsbildend war vor allem der Alsbach, der im Wienerwald westlich von Dornbach entspringt und eine Länge von ca. 10 km aufweist. Bedeutsam für die Besiedlung der oberen Als waren die großen Schenkungen an das Kloster St. Peter in Salzburg, dessen Mönche umfangreiche Rodungen vornahmen und damit das Gebiet für Siedler aufschlossen. Salzburger Mönche kultivierten auch Weinreben auf dem sonnigen Südhang des Schafberges. Die Siedlung erhielt den Namen Dornbach.
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Das heutige Bezirksgebiet in turbulenten Zeiten
Die ehemalige dörfliche Gegend des heutigen 17. Wiener Gemeindebezirks gilt als geschichtsträchtiger Boden und hat eine wechselvolle Geschichte erlebt. Durch die Osmanischen Belagerungen von 1529 und 1683 wurden große Teile des besiedelten Gebietes zerstört. Die Bevölkerung litt unter zwei Pestepidemien 1679/80 und 1713. Auch die kriegerischen Handlungen gegen französische Truppen im 19. Jahrhundert hemmten die Entwicklung vorübergehend.
Hernals als Hochburg der Reformation
Ein prägendes Kapitel in der Hernalser Bezirksgeschichte waren die Religionskriege. Schon das Geschlecht der Geyer hing der evangelischen Lehre an und gewährte evangelischen Laienpredigern den Aufenthalt in seinem Herrschaftsgebiet. Kaiser Maximilian II. hatte – angewiesen auf die finanzielle Unterstützung – den Grundherren und der Ritterschaft die Ausübung des lutherischen Glaubens nach dem Augsburger Bekenntnis in ihren Besitzungen zugesagt. 1609 führte der damalige Schlossherr an der Als, Freiherr Helmhard von Jörger, in seiner Patronatskirche den öffentlichen, evangelischen Gottesdienst ein. Die Bürger:innen der Stadt besuchten protestantische Gottesdienste in Hernals, man „lief nach Hernals aus“. Der Sieg der kaiserlichen Truppen in der Schlacht am Weißen Berg im Jahr 1620 markierte den Wendepunkt – im Zuge der Gegenreformation wurden protestantische Prediger des Landes verwiesen. Helmhard von Jörger wurde als „Rebell“ entmachtet und das Lehensgut Hernals dem Domkapitel von St. Stephan übergeben.
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Neuwaldegg – benannt nach einem Schloss
Das heutige Neuwaldegg wurde im Jahr 1537 erstmals urkundlich erwähnt. Vorher war es Ober-Dornbach, Ober-Aigen oder Oberes Gut genannt worden. Stephan Agler baute dort einen prächtigen Gutshof, welchen er „Waldegghof“ bzw. „Neuwaldegg“ nannte. Dieses Gut wurde zu einem Herrensitz, der Bau wurde stetig erweitert, bis an seiner Stelle ein prächtiges Schloss entstand. Freiherr von Bartholotti verkaufte es an den Grafen Lacy, der im Jahre 1765 das Anwesen umbauen und den Park zu einem englischen Landschaftsgarten anlegen ließ. Nach Lacy’s Tod gelangten Schloss und Park in den Besitz der Familie Schwarzenberg. Diese ließen die Kunstschätze auf ihre Güter nach Böhmisch Krumau überführen, das Schlossgebäude und der Park verfielen. 1951 erwarb die Erzdiözese das Schloss, ließ es vollständig renovieren und baute es zu einem Bildungszentrum um. Den Park erwarb 1958 die Gemeinde Wien, die ihn nach einer gründlichen Sanierung der Bevölkerung als Naherholungsgebiet zur Verfügung stellte. 1998 wurde der Betrieb im Schloss eingestellt, es stand zum Verkauf. 2002 wurde es von der amerikanischen Stiftung EICEE übernommen. Das Schloss befindet sich derzeit in Privatbesitz.
Dornbach als Ausflugsziel der Wiener:innen um 1800
An der Wende vom 18. zum 19. Jahrhunderts wurde Dornbach zur „Sommerfrische der Wiener“. Familien des Adels, des Wirtschaftsbürgertums und bürgerlich-intellektueller Schichten mieteten Sommerwohnungen auf dem Land oder bauten selbst Villen und Sommerhäuser (Kuffner, Gerold, Schoeller, Artaria etc.). 1825 eröffnete der Dornbacher Fuhrwerksunternehmer Paul Konrath sogar einen Stellwagendienst, der die Ausflügler von Wien nach Dornbach und Hernals brachte.
Die Anfänge des 17. Wiener Gemeindebezirks Hernals
1890/92 wurden die drei ehemaligen Vororte Hernals, Dornbach und Neuwaldegg zum 17. Wiener Gemeindebezirk vereint. Ing. Helbling, der letzte Bürgermeister der Vorortegemeinde Hernals, wurde der erste Bezirksvorsteher für den 17. Wiener Gemeindebezirk. Mehr als 75.000 Einwohner lebten damals im Bezirk. Aus der gesamten Monarchie drängten Zuwanderer:innen in die Haupt- und Residenzstadt: böhmische Ziegelarbeiter:innen, Menschen aus Kroatien, die einen erheblichen Teil der landwirtschaftlichen Arbeit verrichteten, Schuster, Schneider, Rastelbinder (Besenbinder), Kesselflicker usw. In dieser Zeit entstanden die Zinskasernen. Durch den Zuzug arbeits- und wohnungssuchender Bevölkerungsschichten dehnte sich die Besiedlung immer weiter in den Westen der Stadt aus, sodass die Infrastruktur dem Wachstum der Bevölkerung angepasst werden musste. 1883 erhielt Hernals unter Bürgermeister Franz Helbling als erste Vorortegemeinde ein eigenes Rathaus. Der prächtige Repräsentationsbau ist heute Sitz der Bezirksvorstehung und des Magistratischen Bezirksamtes. 1904 wurde im ehemaligen Blatternspital eine Sanitätsstation eingerichtet (Gilmgasse/Richthausenstraße).
Das „Jörgerbad“ – das erste städtische Hallenbad Wiens seit 1914
Zwei Projekte sind als Infrastrukturmaßnahmen besonders erwähnenswert. Mit Beginn des Schuljahres 1910/11 wurde die neu errichtete k.k. Staatsgewerbeschule chemisch-technischer Richtung in der Rosensteingasse eröffnet. Heute ist diese Schule eine Höhere Bundes-Lehr- und Versuchsanstalt und bildet Expert:innen für die chemische Industrie aus. 1914 wurde das Städtische Wannen- Dampf- und Hallenschwimmbad in der Jörgerstraße 42-44, das „Jörgerbad“, von der Gemeinde Wien seiner Bestimmung übergeben. Es war das erste städtische Hallenbad Wiens. Es blieb 54 Jahre ununterbrochen im Betrieb, auch während des gesamten Zweiten Weltkrieges. Zwischen 1967 und 1978 wurde das Bad in fünf Bauetappen generalsaniert und an das Fernwärmenetz angeschlossen.
Erster Weltkrieg: Kleingärten gegen Hunger
Wegen der Nahrungsmittelknappheit während des Ersten Weltkrieges wurden neue Gründe für Gärten erschlossen. 1915 stellte der Dornbacher Grundbesitzer Anton Blöckinger neben anderen Grundeigentümer:innen eine Wiesenfläche zur Errichtung von 60 Kleingärten am Schafberg zur Verfügung. Dies war der Beginn des heutigen Kleingartengebietes am Schafberg.
Mit dem Zerfall der Monarchie schienen die Probleme des dicht besiedelten Bezirkes schier unlösbar. „Der sterbende Wald“ schrieb die Reichspost von 1918. Die Bevölkerung zog scharenweise in den Heubergwald um Brennholz. Die Gemeinde Wien führte für die „Holzklauber“ eigene Straßenbahnwagen, die mit weißen Scheiben kenntlich gemacht waren.
Wohnbauprojekte der Zwischenkriegszeit zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit und Wohnungsnot
1921 betraute die Gemeinde Wien den Architekten Adolf Loos mit der Planung der Heuberg-Siedlung. Die zukünftigen Bewohner, meist Arbeits- und Unterstandslose, mussten sich zur Leistung von 3.000 Arbeitsstunden verpflichten. Zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit und der Wohnungsnot errichtete die Gemeinde Wien bis 1939 in Hernals 14 Gemeindebauten. 1921 wurde ein Gebiet am Heuberg zum Kleingartengebiet erklärt. Ein Aufruf des „Zentralrates der geistigen Arbeiter“ im Juni 1921 stellte Möglichkeiten für eigene Wohnsiedlungen im Grünen in Aussicht. Es wurde eine „Gemeinnützige Baugesellschaft geistiger Arbeiter“ ins Leben gerufen, die am Heuberg für Interessent:innen Baugrund erwarb. Jedes Mitglied war zur Arbeitsleistung oder Zahlung von 1.000 Arbeitsstunden verpflichtet.
Karikative Maßnahmen gegen die Not
Die Weltwirtschaftskrise griff in den dreißiger Jahren des 20. Jahrhunderts erbarmungslos um sich. Die Gattin des damaligen Bezirksvorstehers, Margarete Redl, errichtete für kinderreiche Familien „Josefstische“. Laut Hernalser Rundschau von 1937 wurden an 117 Verpflegstagen täglich 1.000 Portionen warmes Mittagessen an die Meistbedürftigen verteilt. Über Nominierung der Fürsorgeräte erbrachten Wohltätigkeitsvereine des Bezirkes karitative Leistungen, wie Ausgabe von Brennmaterial, Altkleidersammelstellen, Schuhanweisungen u.s.w.
Pfarrteilung im Jahr 1937
1937 führte Kardinal Dr. Innitzer in Hernals eine Pfarrteilung durch. Ein Teil des Pfarrsprengels wurde an die Lazaristenkirche in Währing und ein anderer ab Palffygasse zur Breitenfelderkirche abgetreten. Die Marienkirche und die Herz-Jesu-Sühne-Kirche wurden eigene Pfarren.
Der Zweite Weltkrieg in Hernals
Die Nationalsozialisten waren seit 1927 in Hernals politsch aktiv gewesen und erhielten bei den Gemeinderatswahlen im Jahre 1932 einen Stimmenanteil von 17 % . Sie wurden die drittstärkste Partei und versuchten mit allen Mitteln, ihren Einfluss zu vergrößern. Der Iglauer Rechtsanwalt Dr. Seyß-Inquart bewohnte in Dornbach eine Villa in der Iglauer Straße (Werfelstraße) und gehörte seit 1937 als Verbindungsmann zur „nationalen Opposition“ dem Staatsrat an. Nach dem Einmarsch der deutschen Truppen wurde am 16.10.1938 das Amtsgebäude der „Kreisleitung VIII des Großgaues Wien“ in der Doppelschule 21 am Planettaplatz (Parhamerplatz) eröffnet. Mit den deutschen Truppen war auch die „Geheime Staatspolizei“ (Gestapo) gekommen, die das Leben aller Bewohner:innen überwachte. Der Zweite Weltkrieg mit seinen Luftangriffen war für die Bevölkerung eine schwere Prüfung. Der erste schwere amerikanische Bombenangriff in Hernals erfolgte am 21.3.1945 im Bereich der Alszeile, der Herz-Jesu-Sühne-Kirche und der Friedhöfe. Am Tag darauf wurden vom Gürtel über die Jörgerstraße und die Hernalser Hauptstraße bis zur Marienkirche durch Bombenangriffe unzählige Gebäude in Schutt und Asche gelegt. Nach dem Ende der Nationalsozialistischen Herrschaft blieb Hernals sechs Monate unter russischer Besatzung. Ab September 1945 war Hernals amerikanische Besatzungszone.
Wiederaufbau nach 1945
Am 9.10.1949 fanden die ersten demokratischen Bezirksvertretungswahlen seit 1930 statt. Der Wiederaufbau wurde rasch und zügig in Angriff genommen. Durch Erschließung neuer Siedlungsgründe entstanden an den Hängen des Heu- und Schafberges Einfamilienhäuser und Eigentumsbauten. Von 1945 bis zum Jahr 1998 wurden in Hernals 44 Gemeindewohnbauten bzw. Wohnhausanlagen errichtet. Durch Initiative des Hernalser Bezirksvorstehers Karl Panek wurden 1958 große Teile des Schwarzenbergischen Wald- und Wiesenbesitzes von der Gemeinde Wien angekauft und in den 1905 geschaffenen Wald- und Wiesengürtel integriert. Nach Sanierung dieses Besitzes ist dieser Teil zu einem beliebten Naherholungsgebiet geworden und wurde im Jahr 2001 mit Resten des ehemaligen Hernalser Weinbaugebietes am Schafberg sowie dem Landschaftsgarten der Villa Kraus unter Landschaftsschutz gestellt.
Verbesserung der Infrastruktur
Die Infrastruktur des Bezirkes wurde im Laufe der Jahre wesentlich verbessert. Im Zuge der Neugestaltung des Elterleinplatzes wurde 1986 das lang ersehnte Bezirkszentrum Hernals mit Wohnungen, einem Einkaufszentrum, diversen sozialen Einrichtungen sowie einer Tiefgarage fertiggestellt. Die Verkehrssituation wurde 1987 durch die als „S 45“ wiedereröffnete, in den Verkehrsverbund Region-Ost aufgenommene Vorortelinie – ein Bau des berühmten Jugendstilarchitekten Otto Wagner – verbessert. Soziale Einrichtungen wurden geschaffen, wie zum Beispiel das Pensionist:innenheim auf der Alszeile.
Die Hernalser Bezirksvorsteher:innen
1891 – 1903: Franz HELBLING
1904 – 1905: Karl GASSENMAYER
1905 – 1919: Karl KRETSCHEK
1919 – 1934: Josef HAIDL
1934 – 1938: Josef REDL
1945 – 1946: Alois BRUNNER
1946 – 1949: Leopold PERNERSTORFER
1949 – 1965: Karl PANEK
1965 – 1979: Josef VELETA
1979 – 1997: Robert PFLEGER
1997 – 2002: Hans MENTSCHIK
2002 -2022: Dr. Ilse PFEFFER
seit 24.03.2022: Peter JAGSCH
Das Bezirkswappen von Hernals
Das Bezirkswappen von Hernals stellt ein dreigeteiltes Schild dar.
Hernals: Eine blaue Weintraube auf rotem Grund erinnert an die Weinkulturen, die bis zu den Türken-Einfällen die wirtschaftliche Grundlage für den Ort waren.
Dornbach: Zwei silberne, gekreuzte Petrus-Schlüssel auf Goldgrund dokumentieren Dornbach als Besitz des Benediktiner-Stifts St. Peter in Salzburg.
Neuwaldegg: Ein Häuschen auf grüner Wiese zwischen Bäumen, an denen ein Weg vorbeiführt, symbolisiert einen ehemaligen Herrensitz.
Der „Herren von der Als“
Der Name Hernals leitet sich von den Lehens-„Herren von der Als“ her, die 1135 im Salbuch des Stiftes Klosterneuburg als Diepoldus und Nendingus de Alse bei einem Schenkungsakt als Zeugen fungierten, erstmals urkundlich erwähnt werden. Die Herren von Als waren Lehensträger der Landesfürsten, Markgrafen und Herzöge von Österreich, die auf dem Boden von Hernals ausgedehnte Gründe besaßen; 1252 und 1301 wird ein „Bartholomäusaltar in herrenals“ erwähnt. Als reich begüterte Familie in Hernals werden 1227 die Griechen von Als urkundlich genannt.
1395 belehnte Herzog Albrecht IV. die Adelsfamilie der Roggendorfer mit dem Hof zu Hernals. 1515 erwarb Hans Geyer zu Osterburg mit Bewilligung von Kaiser Maximilan I. das Dorf Hernals als Lehen. Da das Hernals anlässlich der Osmanischen Belagerung 1529 in Flammen aufging und Dr. Geyer „in der Türgkhen Streiff unüberwindlichen Schaden“ erlitten hatte, wandte er sich mit der Bitte an den Kaiser, ihm das Lehen als freies Eigen zu überlassen. Dieses Ansuchen wurde jedoch 1530 abgelehnt. 1587 verkaufte Ferdinand Geyer die Herrschaft Hernals an Wolfgang Jörger zu Tollet und Köppach, Freiherr auf Kreisbach, Erblandhofmeister in Österreich ob der Enns ohne lehensherrliche Zustimmung. Die Belehnung erfolgte erst durch Kaiser Matthias im Jahre 1618. Unter der Familie Jörger wurde Hernals zur Hochburg der Reformation.