v.o.n.u.:
Blick vom Laaerberg, Foto: Bezirksmuseum Favoriten, H. Wenzel
Plan von 1706, Bezirksmuseum Favoriten
Das „Favoriten Tor“ mit „Favoriten Linie“, Bezirksmuseum Favoriten
Staatsbahnhof Wien, 1880, Bezirksmuseum Favoriten
Bezirksrat Johann Steudel, Bezirksmuseum Favoriten
Arbeiter:innen in einem Ziegelwerk, Bezirksmuseum Favoriten
Viktor Adler, Foto: Bezirksmuseum Favoriten
Böhmischer Prater in historischen Ansichten, Bezirksmuseum Favoriten
Böhmischer Prater heute, Foto: Bezirksmuseum Favoriten, H. Wenzel
Fabriksgebäude der Firma Heller, Foto: Bezirksmuseum Favoriten
Amalienbad, Foto: Bezirksmuseum Favoriten
Eröffnung der U-Bahn, Foto: Bezirksmuseum Favoriten
Kurpark Oberlaa, Foto: Bezirksmuseum Favoriten, H. Wenzel
Kurzentrum Oberlaa, Foto: Bezirksmuseum Favoriten, H. Wenzel
Weinanbau in Favoriten, Foto: Bezirksmuseum Favoriten
Die Entstehung von Favoriten
Maßgeblich für die Namensfindung war das ehemalige Jagdschloss Favorita (heute Theresianum). Daran vorbei führte eine Straße nach Süden durch das „Favoriten Tor“ im Linienwall. Außerhalb des Walls entstand zu Beginn des 19. Jahrhunderts die „Siedlung vor der Favoriten Linie“.
Begünstigt wurde die Besiedelung durch die Wienerberger Ziegeleien und den Bau von Ost- und Südbahn. Weitere Firmengründungen trugen zur Entwicklung des Wirtschaftsstandorts bei, unter anderem eine Chemiefabrik und eine Feigenkaffeefabrik.
Diese „Siedlung vor der Favoriten Linie“ gehörte zum 4. Bezirk, der Wieden. Auf Betreiben von Bezirksrat Johann Steudel entstand 1874 aus dieser Siedlung und Teilen des 4. und 5. Bezirks ein neuer Wiener Gemeindebezirk, genannt Favoriten. Auch das Arsenal wurde zugeordnet. Den Spitznamen „10. Hieb“ erhielt Favoriten durch diese Abtrennungen.
Später kam es zu einer Erweiterung durch den Laaer- und den Wienerberg, die Gemeinde Inzersdorf und durch Teile von Oberlaa. Nach Änderungen in der NS-Zeit erfolgte 1954 die letzte große Erweiterung, und zwar wurden die ehemaligen Dörfer südlich der Donauländebahn Rothneusiedl, Ober- und Unterlaa eingegliedert. Danach gab es nur noch kleinere Grenzverschiebungen.
Die Entwicklung von Favoriten als Industrie- und Arbeiterbezirk
Ab der 1. Hälfte es 19. Jahrhunderts entwickelte sich Favoriten zum Industrie- und Arbeiterbezirk, vor allem durch die Wienerberger Ziegeleien, den Bau von Ost- und Südbahn, einer Teerfabrik, einer Chemiefabrik und weiteren Ziegelöfen. Durch den billigen Baugrund siedelten sich Metall- und Maschinenbaubetriebe an, auch waren die Lebenshaltungskosten außerhalb des Linienwalls niedriger.
Unwürdige Lebensbedingungen in den Ziegelwerken
Die zahlreichen Ziegeleien bewirkten eine Zuwanderung von Arbeiterinnen und Arbeitern, vor allem aus Böhmen und Mähren, die sogenannten „Ziegelböhm“.
Die Arbeitsbedingungen für die Menschen in den Ziegeleien waren am Ende des Jahrhunderts verheerend, Verwahrlosung und Verelendung war die Folge. Viktor Adler wies auf diese Missstände hin. Durch die wiederholten Zeitungsartikel von Dr. Viktor Adler wurden die Arbeitsbedingungen verbessert. In weiterer Folge kam es zur Gründung der Wiener Arbeiterbewegung und nachfolgend zur Sozialdemokratischen Arbeiterpartei.
Die Ziegelfabrik am Wienerberg wurde in den 1960er-Jahren geschlossen.
Der Böhmische Prater
Zuerst Werkskantine für die Arbeiterinnen und Arbeiter der Ziegelwerke, dann Ausflugsgasthaus, bald umgeben von Fahrgeschäften – der „Böhmischen Prater“ nahm seinen Ursprung im 19. Jahrhundert. Im Zweiten Weltkrieg fast vollständig zerstört, wurde er wieder aufgebaut und gilt bis heute als Vergnügungsort für Familien.
Rege Bautätigkeit nach Bezirksgründung
Die Bezirksgründung hatte rege Bautätigkeit zur Folge. Es entstanden Kirchen – wie etwa die Keplerkirche -, das Kaiser Franz Joseph-Spital, das Magistratische Bezirksamt, viele Schulen und Kindergärten. Später siedelten sich Firmen wie Hutter&Schranz, Heller, Anker und Brown Boverie an.
Nach 1900 wurden unter anderem das Arbeiterheim und die heutige Trostkaserne errichtet, auch Wohnungen der Gemeinde Wien entstanden – wie etwa der Viktor Adler Hof oder der George Washington Hof. Das Amalienbad galt zur Zeit seiner Errichtung (1923 -1926) als größtes Hallenbad Europas.
Bautätigkeit nach 1945
Nach den Zerstörungen des Zweiten Weltkrieges mussten viele Wohnbauten saniert werden. Auch neue Anlagen entstanden, wie zum Beispiel die Per Albin Hansson Siedlungen West, Nord und Ost. Weithin sichtbar ist die Wienerberg City mit ihren Hochäusern. In Unterlaa befindet sich das größte Umspannwerk von Wien. Die erste U-Bahn (1978) führte vom Karlsplatz zum Reumannplatz, seit 2017 kann man mit der U1 bis Oberlaa fahren.
2005 wurde die Favoritenstraße zu einer Fußgängerzone. Für Fußballfreunde gibt es die Generali-Arena (erstmals errichtet 1925, bis 2010 Franz-Horr-Stadion).
Grüne Ausflugsziele im Bezirk Favoriten
Durch Aufforstungen auf dem Laaer- und Wienerberg entstanden grüne Naherholungesgebiete. Das 1959 eröffnete Sommerbad Laaerberg sorgt für Erfrischung an heißen Tagen. Der 608.000 Quadratmeter große Kurpark Oberlaa wurde im Rahmen der Wiener Internationalen Gartenschau 1974 (WIG 74) angelegt.
Eine in den 1930er-Jahren gefundene Thermalquelle wurde nach dem Zweiten Weltkrieg als Thermalbad mit einem Kurmittelhaus eröffnet und später als Kurzentrum Oberlaa neu angelegt.
Außerdem gibt es in Oberlaa einen kleinen, aber feinen Weinanbau.