Die Dauerausstellung Bezirksmuseum Mariahilf
Thematische Schwerpunkte
- Wohn- und Lebenssituation im Wandel der Zeit
- Ratzenstadl (Modell)
- Gewerbe im Bezirk Theater an der Wien (Theaterprogramme, Bühnenbildmodelle, Jugendstilfenster …)
- Künstler im Bezirk (Joseph Haydn, Fanny Elßler, Ferdinand Raimund etc.)
- Modelle und Figuren des Haydn-Mausoleums
- Glasmalerei und Glasergewerbe in Wien
- Naschmarkt
Ratzenstadl (Modell)
In zahlreichen Aquarellen und topographischen Studien hielt der Maler Anton Bienert (1870 – 1960) die Erinnerung an das alte Mariahilf fest. Lokalhistorisch besonders interessant ist das von ihm geschaffene Relief „Ratzenstadel um 1820". Es handelt sich hierbei um ein aus Papier und Holz gefertigtes 3.00 mal 3.20 Meter großes Diorama (Maßstab 1:60), welches die kleine Vorstadt Magdalenengrund (vulgo: Ratzenstadl) darstellt.
Tatsächlich ist die Datierung „1820“ etwas irreführend, lebte und arbeitete der Künstler zu dieser Zeit noch gar nicht. Das Jahr ist eher als Arbeitshypothese zu verstehen, ab wann A. Bienert Unterlagen zur Verfügung standen und ab wann seine Recherchen einsetzten. Auf einer Feuermauer im Modell findet sich eine versteckte Inschrift: A.B.1830. Möglicherweise hat Bienert sein Modell nachträglich in diese Zeit angesiedelt.
1933 wurde der 250. Jahrestag der 2. Türkenbelagerung gefeiert. Es ist daher durchaus möglich, dass Bienerts vielleicht noch halb fertiges Modell für die Endfertigung von höherer Stelle subventioniert wurde, und seinen ersten Standort im Rathaus hatte.
A. Bienert wollte aber bewusst einen Zustand portraitieren, der seiner Vorstellung des Ensembles schon vor seiner Zeit entsprach, und den er sich in seinem Kopf bewahrte. Auch zeigen die angrenzenden Gärten das Gefühl, wie es nach oben offen mit Gärten bis zur Mariahilfer Straße früher weiterging. Auch eine historisch nicht nachzweisende Ziegelei zeigt die Nachbarschaft zur Vorstadt Laimgrube (Lehmgube).
Mechanische Karten
Mechanische Karten sind Postkarten, die bewegliche Teile enthalten. Sie waren um 1900 sehr beliebt und die meisten Exponate stammen aus dieser Zeit. Die Karten waren Musterbeispiele der dazumal modernsten Farbdruck- und Papierverarbeitungstechnik. Der Stanzvorgang für die filigranen Teile und die manuelle Endfertigung muss anbetracht der geringen Stückzahl extrem aufwendig gewesen sein!
Nach der Art der beweglichen Teile unterscheidet man zwischen:
Drehkarten: Durch Drehen an einer Scheibe am Kartenrand lassen sich optische Effekte erzielen
Kulissenkarten: Durch Aufklappen der Karte stellen sich zahlreiche Teile selbständig auf. Zu den begehrtesten Sammelobjekten zählen Karten mit sehr vielen Kulissen. Die Mechanik der Einzelteile wurde in Handarbeit verleimt. Bei Blumenkarten sind die gestanzten Papierteile oft auch durch aufwendige Prägungen verziert.
Klappkarten: eröffnen durch das Aufklappen der Karte ein überraschend neues Bild.
Ziehkarten: verfügen über zwei Ebenen, von welchen die eine sich durch Ziehen an einer Lasche verschieben lässt. Dadurch verändert die Karte ihr Bild.
Der Motor war stets die Neugier:
Lange vor der Technik von Internet-Seiten gab es hier etwas zum Aufklappen, zum Hineinschauen. Doch gerade das häufige Bewegen der zarten Konstruktionen aus Papier ist auch der Grund, warum nur mehr so wenige Stücke erhalten sind.
Auch erotische Motive waren beliebet, wobei das Hintergrundmotiv sich oft nur als entlarvende Satire entpuppt – man wollte die Postkarte ja auch versenden! Im Gegenteil: Es finden sich hier auch zaghafte Ansätze einer versteckten Sozialkritik.
Attraktiv, wie die Mechanischen Karten nun einmal waren, eigneten sie sich auch perfekt als Werbemittel, beispielsweise als Beipack zu diversen Kaffeeprodukten.
Alte Spiele
„Spiel ist eine freiwillige Handlung oder Beschäftigung, die innerhalb gewisser festgesetzter Grenzen von Zeit und Raum nach freiwillig angenommenen, aber unbedingt bindenden Regeln verrichtet wird, ihr Ziel in sich selber hat und begleitet wird von einem Gefühl der Spannung und Freude und einem Bewusstsein des ‚Andersseins‘ als das ‚gewöhnliche Leben‘.“ (Zit. Johan Huizinga: Homo ludens. 1938/1991, S. 37)
Das Bilderlotto
war im Gegensatz zum heute gängigen Zahlenlotto ein Gesellschaftsspiel, d.h. man traf sich zu Spielen in einem gemütlichen Raum, auch in Gastwirtschaften. Das in Großbritannien und den USA beliebte Bingo ist ein Abkömmling dieses Spiels.
Jeder Teilnehmer erhält ein bis drei Nummernkarten, welche drei Reihen in der Höhe und neun in der Breite haben. Auf jeder Breitenreihe befinden sich fünf Zahlen aus der Folge von 1 – 90, vier Felder bleiben leer. Einer stehen in der ersten, Zehner in der zweiten, Zwanziger in der dritten Vertikalreihe usf.
Die Zahl der Spielteilnehmer ist unbeschränkt, da es der Kombinationen von fünf Zahlen aus 1 – 90 eine sehr große Menge gibt und demnach außerordentlich viel Karten ausgegeben werden können. Hat jeder seine Karten bekommen und seinen Einsatz geleistet, so zieht ein Ausrufer Täfelchen aus einem Beutel, die auch die Ziffern von 1 – 90 tragen, und sagt sie an. Jeder, der eine angesagte Zahl auf seiner Karte hat, bedeckt diese Zahl, und wer zuerst eine Quinterne (Breitenreihe) besetzt hat, gewinnt.
Zinnsoldaten
sind Nachbildungen von Soldaten in Weißmetall (meist eine Zinn-Blei- Legierung). Waren den Zinnsoldaten ähnliche Figuren bereits in der Zeit des Römischen Reiches bekannt, so bildete die Zeit nach dem Siebenjährigen Krieg die wichtigste Aufschwungphase für die Zinnfiguren-Industrie.
Derartige Spielfiguren wurden früher in großen Mengen besonders in Nürnberg und Fürth hergestellt. Dabei dienten die Soldaten aller Waffengattungen und der europäischen und außereuropäischen Heere als Vorbild. In unserem Beispiel das Schlachtfeld im Tiroler Freiheitskampf (Andreas Hofer) um 1908. Aber auch die Figuren Karl Mays aus seinen ersten Bänden im Nahen Osten („Durch die Wüste“) wurden nachgebildet.
Künstler, wie Carl Alexander Heideloff, dessen Bruder Manfred, Wilhelm Camphausen und andere, haben Entwürfe hierfür geliefert. Zu Beginn waren sie meist flach gehalten, wurden später aber dann plastisch ausgeformt und entsprechend den Vorbildern bemalt.
Die Klassifizierung als Kriegsspielzeug lässt sich anbetracht der unkritischen Darstellung der Kampfhandlungen und ihrer Beschreibung im „Beipackzettel“ – zudem waren diese Sammlungen vom Preis her eher für die Väter gedacht – wohl nicht von der Hand weisen!
Blechspielzeug
Die Materialien alter Spielsachen stammen aus dem dazumal gängigen Handwerk: Papier, Holz, Blech… Ihnen allen gemeinsam ist, dass die Teile – waren sie einmal abgenutzt – rasch mit hausüblichen Werkzeugen und Klebstoffen wieder herzustellen waren.
Heute faszinieren uns die Ideen, die mit geringen Mitteln damals zu genialen Marken (Baukästen von Matador und Märklin) führten, welche wir unseren Kindern gerne schenken würden…
Öffentliche Verkehrsmittel
Seit vielen Jahren sammeln und basteln wir seltene Modelle zu diesem Thema. Nun ist diese Ausstellung zu einer gewissen Maturität gelangt und sie soll Ihnen Freude machen!
Die meisten davon sind im Maßstab 1:87 (H0), sodass Sie auch die eigens gebastelten Bahnsteige, Stellwerke, Klos, Wartehäuschen, Baustellen, Haltetafeln und die wartenden Menschen gut vergleichen können. Auch die Pferdefuhrwerke, Stechuhren, Postbusse und alte Taxis sind in dieser Größe.
Die Geschichte führt uns von der Handkraft zur Pferdekraft über die
Dampfkraft zur Elektrifizierung und zum Benzinmotor.
Zur Geschichte der Mariahilfer Linien verweisen wir auf den begleitenden Text Linien die verbinden auf der gleichen Heimseite…
Das Gedenkjahr 1938
Basierend auf den Ergebnissen des Projektes „Erinnern für die Zukunft“ im Auftrag der Kulturkommission Mariahilf präsentieren wir exemplarisch die Schicksale von Deportierten Nachbarn aus unserem Bezirk sowie die fatale Propagandapolitik der Nazis anhand von Zeitdokumenten sowie anhand des FLAK-Turms im Esterhazypark.