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Ausstellungen

Bezirk
17. Hernals
Monat
März
Jahr
2019

Zu Gast in Hernals. Vom Weinausschank, dem Heurigen, zum Beisl, zum Wirtshaus …

17.03.2019—31.12.2019

Der Wirtshausbesuch war im 19. Jahrhundert wegen der knapp bemessenen Freizeit oft das einzige Vergnügen der unteren Schichten – vor allem der Männer. Aus den Heurigenschenken entwickelten sich im Laufe der Zeit einfache Gasthäuser, sogenannte Beisln, später Restaurants mit Veranstaltungssälen und gehobener Küche. Immer öfter wird internationale Küche angeboten.

Die Geschichte des Bezirkes Hernals wäre ohne
Gast-und Vergnügungsstätten nicht vollständig. Der „Heurige“ und die Gaststätten, in denen der Alsegger ausgeschenkt wurde, waren der Treffpunkt der leichten Muse. Weil auch Musiker und Volkssänger auftraten, nannte man sie „Etablissements“.

Der Sommersitz des Grafen Palffy von Erdöd 

Der Graf Palffy von Erdöd erwarb ab 1807 die Häuser Hernalser Hauptstraße 21-25, mit den gegen Süden anschließenden Hofstätten. Der Hernalser Sitz war die Stätte vornehmer Geselligkeit und rauschender Feste. Der kunstsinnige Graf  bevorzugte das Sprechtheater und erwarb 1813 das Theater an der Wien. Ende Jänner 1817 hatte er Grillparzers „Ahnfrau“ aus der Taufe gehoben. Im August 1834 arrangierte Lanner ein großes Fest als „Sommernachtstraum“, spielte selber auf und unterhielt die elitäre Gesellschaft von Wien und Hernals. Im Hof des Hauses Hernalser Hauptstraße 23 befindet sich über dem Tor noch ein Wappen der Grafen.

Der Kongreßbaum im Garten des Grafen:  Auf Palffy´schem Grund, Geblergasse 21, befand sich der Baum (Kongressbaum genannt), unter dem im Jahre 1815 Zar Alexander I., Preußenkönig Friedrich Wilhelm II.   und Kaiser Franz I. von Österreich, eine Jause eingenommen hatten. Österreich, Preußen und Rußland bildeten 1815 die „Heilige Allianz“.

Das Jagdschlössel von Weigl (Weigeleum benannt)

Johann Weigl eröffnete 1871 seinen Heurigenschank. Das Etablissement war auch unter dem Namen „Zum höchsten Heurigen“ bekannt. Im terassenförmig angelegten Gastgarten befand sich das Jagdschlössel mit seinem Maria Theresienstüberl (vormals Sommersitz des Grafen Palffy). In den neunziger Jahren verkaufte Weigl sein Etablissement. Mit dem Erlös erwarb er den  Dreherpark in Meidling.  Die Geblergasse, die bis dahin eine Sackgasse war, konnte 1896 – nach dem Abriss vom „Weigl“ – bis zum Gürtel geführt werden.

Das Hernalser Sommertheater, ein Kind der Revolution

Als 1848 das Josefstädter Theater geschlossen wurde, gründeten seine Mitglieder in der Bergsteiggasse „Die Erste Wiener National- Arena“ 23), wo man unter großem Publikumszuspruch aufklärerische Stücke aufführte. „Die Verbrüderungshalle zu Hernals“ wie Freiherr von Helfert im Parnass die Nationalarena bezeichnet hatte, wurde  im Garten des Sattlermeisters Engel, in der Bergsteiggasse in Hernals, innerhalb von vier Wochen gegründet. Die Hernalser Behörden unterstützten den raschen Aufbau, der aus einem Parterre, Logen und zwei Galerien bestand. Die Wände waren mit blumig bedruckter Wachsleinwand, die der feuchten Witterung standgehalten hatte, tapeziert. An der Hernalser und Lerchenfelder Linie sowie bei der Arena wurden Fahnen gehisst, die anzeigten, dass die Vorstellung stattfindet, da nur bei gutem Wetter gespielt werden konnte. Ein Garten mit malerischen Baumgruppen, wie Pappeln, Akazien und Buchen bildeten die Kulisse. Auch die Hernalser Nationalgarde hatte ihren Sitz in der Bergsteiggasse (Haustafel im Bezirksmuseum).

Das Etablissement Klein (Metropol) hat sich als traditionsreiches Wiener Vororte-Etablissement in der  Hernalser-Hauptstraße 55 bis heute erhalten. Georg Klein kam 1835 aus Straning  in NÖ. als Bäckergehilfe nach Wien und heiratete die Tochter des Bäckermeisters. Aus der Bäckerei entstand mit der Zeit eine Heurigenschenke. 1860 wurden die Stallungen und der Betrieb für verschiedene Vergnügungen zu einem Saal umgebaut. Beim Klein gastierten die Volkssänger-Gesellschaften und es gab „Hernalser Abende“. 1981 wurde hier vom Verein „Wiener Stadtfeste“ das Theater-Variete „Metropol“ gegründet und – da das rund 150 Jahre alte Gebäude sicherheitstechnische Mängel aufzuweisen begannn – 1994/95 durch die Gemeinde Wien MA 7 Kultur generalsaniert. 1985 hatte die Stadt Wien  im Rahmen der Wiener Bezirksfestwochen, für Hernals ein Schwerpunktprogramm mit dem  Titel „Hernals um 1900“ veranstaltet. Das Hernalser Bezirksmuseum gestaltete in Zusammenarbeit mit dem Metropol, unter dem damaligen Erfinder der Wiener Stadtfeste, Alf Krauliz, Ausstellungen  im Bezirksmuseum und  im Garten des Metropols  unter dem Motto „Wohnen um 1900“. Im Bezirk fand ein umfangreiches Programm statt. Ganz Hernals wurde zum „Festspielbezirk“. In der Kulisse spielte die Gruppe „Narrnkastl“ frei nach Nestroy, „Mir soll ins Herz gestochen werden.“. Mit dem „Metropol“ und der „Kulisse“ besitzt Hernals heute 2 äußerst beliebte Veranstaltungs-Lokale

In Hernals bestand eine Vielzahl von Heurigenlokalen, die dem Besucher ein reichhaltiges musikalisches Programm boten. Ein bekanntes Lokal des 19. Jh. war das Wein- und Bierhaus Leopold Salitter, das 1907 am Elterleinplatz 8 eröffnet wurde. Diese Gaststätte war zu einem  Kulturzentrum und einer Sehenswürdigkeit  für Hernals geworden. Der Wirt war ein Verehrer des Wahlhernalser Vormärzdichters Ferdinand Sauter. 1927 errichtete Salitter  in einem großen Saal ein „Sauterstüberl“, dessen Wände er mit Bildern des Dichters und seiner Zeitgenossen sowie Ansichten aus Alt Hernals schmückte. Der Hernalser Bildhauer Carl Philipp hatte ein Relief in Lebensgröße des Dichters errichtet, das den Dichter im ehemaligen Einkehrgasthof zeigt, wie er seinen Freunden und Zuhörern ein fertiggestelltes Gedicht vorträgt.  Das Gasthaus ist 1957 geschlossen worden. Zur Zeit ist ein Fotogeschäft ansässig.

„Das Kleine Kaffe in Hernals“ war in der Zwischenkriegszeit zum Treffpunkt vieler bekannter Künstler:innen geworden. Bei der Schlagerkonkurrenz der „Concordia“ konnte Barbara (Betty) Fischer 1931 mit dem Lied von Hermann Leopoldi „In einem kleinen Caffee in Hernals“, die meisten Stimmen für das Wiener Lied erringen.

Im „Kaffee Föderl“ (Veronikagasse 28/ Ottakringer Straße 13)  des  Wienerlieder-Komponisten, Musikers und Schauspielers Karl Föderl, gaben sich unzählige bekannte Künstlerpersönlichkeiten, wie Hans Moser, Franz Schier, Paul Hörbiger, Maria Andergast, Hans Lang,  Richard Eybner  und Hermann Leopoldi  ihr Stelldichein.

Im Buschenschank zu St. Peter, Rupertusplatz 5, wird der Alsegger seit eh und je ausgeschenkt. Die Gemütlichkeit beginnt mit dem Lied von Kaderka: “Der Dornbacher Pfarrer steckt aus“, und das Glaserl „Alsegger“, der eingefangene Sonnenschein, wie der Hernalser Poet „Ferdinand Sauter“ diesen bezeichnete, wird  auegeschenkt.

Im ehemaligen Hof des Schottenstiftes, später Gasthaus „Zur Kaiserin von Österreich“ (Dornbacher Straße 101), gab es im 19. Jahrhundert auch ein Sommertheater. Am Gebäude ist eine Gedenktafel angebracht, die berichtet, dass Franz Schubert 1827 in diesem Gebäude seinen Sommerurlaub verbracht hat.

Im traditionsreichen Hernals eröffneten auch in jüngsten Jahrzehnten zahlreiche neue Beiseln. Junge Künstler:innen, Schauspieler:innen und Musiker:innen erobern die Zuschauer:innen mit Unterhaltungsmusik und Musicals, in denen die Vorortekultur des ausgehenden 19. Jahrhunderts wieder auflebt.