Unsere
Ausstellungen

Bezirk
17. Hernals
Monat
Oktober
Jahr
2017

Luthernest Hernals. Reformation & Gegenreformation

17.10.2017—18.01.2018

Ein prägendes Kapitel in der Hernalser Bezirksgeschichte waren die Religionskriege.. Das Geschlecht der Geyer hing der evangelischen Lehre an und gewährte evangelischen Laienpredigern (Prädikanten) den Aufenthalt in seinem Herrschaftsgebiet. Die neue Lehre verbreitete sich trotz Verbots.  Kaiser Maximilian II. befand sich in Geldnot und war auf die finanzielle Unterstützung der evangelischen Stände angewiesen. Er gestattete den Herren und der Ritterschaft in ihren Schlössern die Ausübung des lutherischen Glaubens nach dem Augsburger Bekenntnis. 1609 führte der damalige Schlossherr an der Als, Freiherr Helmhard von Jörger, in seiner Patronatskirche den öffentlichen, evangelischen Gottesdienst ein. Der Herrensitz der Jörger erstreckte sich vom heutigen Elterleinplatz zwischen Kalvarienberg- und Kindermanngasse bis zum Bartholomäusplatz. Nun besuchten die Bürger der Stadt die protestantischen Gottesdienste in Hernals, man „lief nach Hernals aus“. Hernals wurde zur Hochburg der Reformierten. Die protestantisch gesinnten Wiener empfingen in Hernals das Abendmahl, vermählten sich und ließen ihre Kinder taufen. Erst durch den Sieg der kaiserlichen Truppen in der Schlacht am Weißen Berg im Jahr 1620 begann die Gegenreformation und die Vertreibung der Protestanten aus dem Ort. Der letzte protestantische Lehensherr von Hernals, Helmhard von Jörger,  wurde – als er die Unterwerfung und die Kaiserhuldigung verweigerte – öffentlich verurteilt und seiner Besitzungen für verlustig erklärt. Nach geltendem Lehensrecht war er zum Rebell geworden. Die Güter der „deklarierten Rebellen“ wurden für den kaiserlichen Fiskus eingezogen. 1627 mussten alle Prädikanten und Schullehrer das Land verlassen. Ihnen folgten Tausende von Bürger:innen und Adeligen, was auch wirtschaftliche Nachteile für das verlassende Gebiet mit sich brachte. Das Lehensgut Hernals wurde dem Domkapitel zu St. Stephan in Wien übertragen, das die Grundherrschaft bis 1848 innehatte. Daher kommt auch heute noch der jeweilige katholische Pfarrer von Hernals aus dem Wiener Domkapitel.

Bau eines Passionsweges von St. Stephan nach Hernals

Als Zeichen des Sieges über den Protestantismus wurde die Rückführung zum Katholischen Glauben über Anregung des Jesuiten-Paters Carolus Mussart mit dem Bau eines Passionsweges von St. Stephan nach Hernals eingeleitet. Dieser Passionsweg hatte sieben Stationen, drei Stationen davon befanden sich in Hernals. Die fünfte Station stellte die „Dornenkrönung Christi“ dar und stand in der Hernalser Hauptstraße 24/Veronikagasse. Die sechste Station zeigte die „Verurteilung Christi“ durch Pilatus im Hause Nr. 12 in der Sterngasse (heute Haslingergasse), die siebte Station, eine Ecce homo-Gruppe oder „Christus am Kreuze“ befand sich in der Grabkapelle neben der gotischen Kirche. Der erste Kreuzweg fand, vom Kaiser angeführt, im Jahre 1639 statt. Während der Osmanischen Belagerung 1683 wurden die Kreuzwegstationen zerstört. Die Entscheidungsschlacht zwischen den osmanischen Truppen und dem polnischen Entsatzheer fand auf Hernalser Boden statt. Viele Bewohner:innen sind umgekommen oder verschleppt worden. Die Zurückkehrenden waren meist nicht in der Lage, ihre Häuser wieder aufzubauen. Diese Aufgabe übernahmen häufig Beamte, Handelsleute und Gewerbetreibende aus Wien. Um 1700 waren die meisten Häuser wieder aufgebaut.

Bau von Kirchengebäuden

Pauliner Patres errichteten 1709-14 neben der Pfarrkirche einen Kalvarienberg mit einer kleinen Kirche. 1713 wütete neuerlich die Pest. Als Dank für das Erlöschen der Seuche entstanden in Dornbach und Hernals Annenkapellen. 1784 ließ Kaiser Josef II. die gotische Pfarrkirche abtragen und  die Bergkirche, die durch einsickerndes Wasser in den aufgeschütteten Berg Schaden erlitten hatte, völlig erneuern. Im Zuge der Klosterreform wurde das Kloster der Pauliner 1784 aufgelassen und das Offizierstöchter-Erziehungs-Institut übersiedelte von St.Pölten in die leergewordenen Räume. Ebenfalls im Zuge der Klosterreform wurden die bisher um die Kirche angelegten Friedhöfe nun außerhalb des Ortes angesiedelt.  Die endgültige Gestalt erhielt die Bartholomäuskirche im Jahre 1894, in dem ein vollständiger Umbau durch Eindecken der Kreuzwegstationen vorgenommen wurde.