Meidling
Ausgestellt sind Fossilien und Kleinfunde aus Urgeschichte und Römerzeit – beachtenswert der römische Nymphenstein, 1853 auf Meidlinger Boden gefunden – weiters Handwerk, Arbeitswelt und Alltag, Vereine, Vergnügungsetablissements wie Weigl, Tivoli und das Meidlinger Theater. Ein Ausstellungsbereich ist dem Volkssänger Carl Lorens und dem Klavierhumoristen Hermann Leopoldi gewidmet.
Ausstellungsansicht mit historischem Feuerwehrauto, Bezirksmuseum Meidlung, Foto: Veronika Prinz

Ausstellungsansicht mit historischem Feuerwehrauto, Bezirksmuseum Meidling, Foto: Veronika Prinz

Die Ausstellungsfläche des ältesten Wiener Bezirksmuseums (gegründet 1923) beträgt 600 m², dazu kommen ein großer Sonderausstellungsraum, ein Depot und eine Dunkelkammer.

Eingangshalle im Parterre

Hier wird mit Bildtafeln an die Namensgeberin der Längenfeldgasse, Freifrau Josefine Haas von Laengenfeld-Pfalzheim, Begründerin mehrerer Heiratsstiftungen, erinnert. An der gegenüberliegenden Wand befindet sich der Grabstein eines 1472 verstorbenen kaiserlichen Baumeisters, gefunden in Altmannsdorf. In einer Standvitrine hängt eine Kirchenfahne, die Josefine Haas von Laengenfeld-Pfalzheim der Kirche „Zum hl. Johannes von Nepomuk“, am Migazziplatz, im Jahr 1846 gestiftet hat.
Eine kleine Sammlung von seltenen Ziegeln erinnert an die Wilhelmsdorfer Ziegelteiche. Einige Grabsteine weisen auf die großen und aufgelösten Friedhöfe im Bezirk hin

In einer Vitrine befindet sich das Einreichmodell von Hans Bitterlich für das Denkmal Kaiserin Elisabeths im Volksgarten. Neben dem Aufzug hängt ein unvollständiges Riesengemälde des Genremalers Anton Hlavacek. Vor dem Bild befindet sich die Marmorbüste des Malers, geschaffen von Fritz Hänlein, 1925.

Rechts vom Eingang hängt ein Plan von Karl Ritter von Schweickhardt aus dem Jahr 1833, mit den eingezeichneten Grenzen des heutigen 12. Bezirkes. Ihm gegenüber hängt ein von Johann Alex Brunner gemaltes Bezirkswappen. Anschließend auf der linken Seite finden sich verschiedene Ölbilder und Aquarelle mit Ansichten des Bezirkes im 19. und 20. Jahrhundert.

Auf der rechten Seite gewähren drei Guckkästen mit Dioramen einen Blick in das frühe Meidling. Reste einer Pestsäule aus der Arndtstraße, von der nur mehr zwei Bildfragmente und eine Schrifttafel erhalten sind, erinnern an die gefährlichen Krankheiten von denen Meidling heimgesucht worden ist.
Vier Bildtafeln erinnern an den international bekannten Künstler und Poeten Willy Verkauf-Verlon. Da die Werke Bezug auf die Schrecken des Zweiten Weltkrieges nehmen, hängt dazwischen ein Bezirksplan mit eingezeichneten Bombentreffern.

DER GROSSE AUSSTELLUNGSRAUM

In der Mitte des großen Museumsraumes steht die imposante Feuerwehrspritze von Altmannsdorf aus dem Jahr 1835.

 Paläontologie

Der Rundgang durch den Ausstellungsraum ist im Uhrzeigersinn angelegt und beginnt mit einer Auswahl von geologischen Funden und Fossilien. In der ersten Vitrine sind neben Muscheln auch einige paläontologische Funde zu sehen, die erst in jüngster Zeit, beim Bau der U6, gefunden und dem Museum überlassen wurden. In der nächsten Vitrine befinden sich Knochen u. a. von Mastodon und Höhlenbären aus der Urzeit.

Die nächste Vitrine zeigt Funde aus der Stein- und Bronzezeit, darunter ein Barrenring aus der Frühbronzezeit (um 1450 v. Chr.). Ein Modell eines Steinbohrgerätes aus dem Neolithikum veranschaulicht die Wirkungsweise der vielleicht ersten von Menschen erdachten Maschine. Mit ihr konnten in Steinbeile Löcher gebohrt werden, um einen Stiel hineinzustecken.

Römerzeit

Ein Altarstein den Nymphen geweiht von Zenturio Titus Vettius Rufus lässt den Schluss zu, dass die heilkräftigen Quellen von Meidling bereits in der Römerzeit genutzt wurden. Seine Inschrift: NYMPHIS SACRUM T(ITUS) VETTIUS RUFUS 5(CENTURIO) LEG(IONIS) XIII G(EMINAE) [M(ARTIAE) V(ICTRIS) V(OTUM) S(OLVIT) L(IBENS) M(ERITO)] bedeutet, dass den Stein „Titus Vettius Rufus, Centurio (Hauptmann) der XIII. Legion, den Nymphen gewidmet“ hat. Gefunden wurde er 1853 im Wienflussbett, 12., Rechte Wienzeile 309.

In zwei Vitrinen sind Funde aus der Römerzeit zu sehen, u. a. Ziernadeln aus Elfenbein, römische Münzen, Bruchstücke von Terra Sigillata, Öllampen und ein Modell eines Durchschnittes durch eine römische Wasserleitung, wie sie in Hetzendorf ausgegraben wurde.

Urkunden

Dann folgen kopierte Urkunden in einer Flachvitrine, in denen die Quellen für die Ersterwähnung der Meidlinger Bezirksteile zu finden sind. Drei Urkunden geben Aufschluss zur erstmaligen Nennung des Gemeindenamens „Meidling“:
„MWERLINGEN CUM CETERIS PREDIIS ET VINEIS VESTRO IURI PERTINENTIBUS“ – „Mwerlingen gehört sowohl mit den übrigen Grundstücken als auch mit den Weingärten zu eurer Rechtshoheit“

Mit der Urkunde vom 27. Dezember 1146 bestätigt Papst Eugen III. dem Stift Klosterneuburg eine Schenkung des Babenbergers Leopold III., später der Heilige genannt, in der dieser dem Stift eine Reihe von Besitztümern, darunter auch Meidling überschreibt. Die Originalurkunde befindet sich im Stiftsarchiv Klosterneuburg

Weitere Urkunden von Altmannsdorf und Hetzendorf weisen auf deren erstmalige Nennung hin. Darüber wird in Bildtafeln an die Zeit der Türkenbelagerung und an den christlichen Fürsten Servan II. Cantacuzenos erinnert, der 1683 den Türken mit 10.000 Mann Hilfsdienste leisten musste und auf dem Gebiet des heutigen Meidling, im Gatterholz, sein Lager aufgeschlagen hatte. Eine weitere Bildtafel zeigt das „Moldaukreuz“, das nach dem Abzug Cantacuzenos im Gatterhölzlwald gefunden wurde.

Handwerk

Die zweite Abteilung ist dem Handwerk gewidmet und beginnt mit der Darstellung des Sattlerhandwerks aus der Werkstätte von Eugen Szloboda. Daran anschließend werden Werkzeuge des Tischlerhandwerks gezeigt.

Ein Blick in eine Schusterwerkstätte gibt Aufschluss über Werkzeug und Arbeitstechnik. Beachtung verdient der Gesellenbrief des in Böhmen geborenen Meidlinger Schusters František Jáchym von 1885. Er war ein Vorfahre des späteren Wiener Weihbischofs und Erzbischof-Koadjutors Franz Jachim.

Das Uhrwerk der alten Meidlinger Dorfkirche vom Beginn des 19. Jahrhunderts unterbricht die Reihe der Handwerksberufe.

Werkzeuge aus der Fassbinderei Sedlak, Arndtstraße 20, weisen darauf hin, dass Meidling noch im 19. Jahrhundert eine Tradition als Weinbauort hatte. Verschiedene Produkte aus der Werkstätte zeigen, dass neben Fässern auch Butten für Kohlenhändler, Tröge für Wäscherinnen oder Schaffeln für das Einsuren von Fleisch hergestellt wurden.

Darüber hängt die originale Zunftfahne der Fassbinder aus dem Jahr 1331. In der nächsten Vitrine befindet sich kunstvoll verziertes Fassbinderwerkzeug der Werkstätte Adalbert Eckermann, Fockygasse 34, aus der Zeit vor 1846.

Schmied, Sporer, Schlosser vervollständigen die Darstellung von Werkzeug aus Meidlinger Handwerksbetrieben.

Feuerwehr

In einer Schauvitrine und in Bildtafeln darüber wird an die Freiwillige Feuerwehr und ihre gefährliche Tätigkeit erinnert. Hier finden sich u. a. Helme, Säbeln, Plaketten und zwei Signalhörner. Daneben steht eine reich bestickte Fahne der Freiwilligen Turnerfeuerwehr mit Ehrenbändern. Den Abschluss der freiwilligen Feuerwehr bildet ein Modell eines Feuerwehrwagens der FF Gaudenzdorf.

Industrie

Die dritte Abteilung zeigt die Entwicklung vom Handwerk zur Industrie. Zu Beginn werden Produkte der Perlmuttdrechsler gezeigt. An Hand von Bildern gewinnt man einen Einblick in die Arbeitsverhältnisse. Darüber hängen Bildtafeln mit Fotografien der Bierbrauerei Gierster aus Gaudenzdorf, Muster und Entwürfe der Stoffdruckerei Meier und Schulda und Fotos des Gaswerkes Gaudenzdorf, gegründet 1855.

In der anschließenden Vitrine werden verschiedene Instrumente aus der Okarinafabrik H. Fiehn, Tivoligasse 40, Ober-Meidling, gezeigt. Besonders soll auf eine Riesenokarina hingewiesen werden. Dieses seltene Stück wurde für die Pariser Weltausstellung 1878 angefertigt.

In der Standvitrine daneben sind Materialien und Exponate der Rastrieranstalt Rollinger, Niederhofstraße 37–39, zu sehen. In der nächsten Vitrine sind Türschnallen und Türbeschläge der Metallgusswarenfabrik Anton Koller, Ignazgasse 40, ausgestellt. Die Fa. Koller wurde 1871 gegründet und bestand als Familienbetrieb bis 1976. Außer den verschiedensten Metallgußwaren wurden noch Türbeschläge für öffentliche Gebäude hergestellt, so z. B. für das Schloß Schönbrunn, das Erzbischöfliche Palais, die Staatsoper, das Burgtheater,
das Rathaus u. a

Darüber zeigt ein Ölbild aus dem Jahr 1885 eine Ansicht Meidlings als Industriebezirk.
Kabelmuster von Energie- und Nachrichtenkabel aus der Produktenpalette der Kabel- und Drahtwerke, Oswaldgasse, Altmannsdorf, sind in der anschließenden Vitrine zu sehen, wie auch Erzeugnisse der Firma Kapsch.

In der nächsten Vitrine sind Gegenstände der Firma Schrack ausgestellt. Besonders interessant ist eine Stempeluhr vom Ende des 19. Jahrhunderts und eine Schreibmaschine aus der gleichen Zeit. Die Schreibmaschine hat jedoch keine Tastatur, sondern eine Buchstabentafel. Mit einem Zeigestift wird der Buchstabe gewählt und kann dann erst gedruckt werden.

Schule und Freizeit

Der Rest der Stirnseite ist den Kindern und ihrer Welt vorbehalten. In einer Vitrine befinden sich Schulsachen aus längst vergangenen Tagen, wie der 1. Band „Wiener Kinder“, das erste unentgeltliche Schulbuch für Schulanfänger von 1923, Brillen, ein Setzkasten von 1925 und ein Reißzeug von 1905 u. a. In den Fotografien darüber, entstanden zwischen 1925 und 1935, sind verschiedene Lehrerkollegien aber auch die Schulwarte der Meidlinger Schulen abgebildet.

Eine Bildtafel erinnert an den bedeutenden Schulreformer Otto Glöckel, wohnhaft Gaudenzdorfer Gürtel 147, und an seine Frau Leopoldine, die als erste Frau in den Wiener Gemeinderat entsandt wurde. Eine Schultasche aus Korallenholz stellt eine besondere Rarität dar.

In der anschließenden Vitrine befindet sich neben anderem Spielzeug ein komplett eingerichteter Verkaufsladen und eine Camera Obscura.

Ein alter Setzkasten mit kleinen Schulsesseln lässt das Flair einer alten Schulklasse entstehen. Vor einem Lichterker steht die Skulptur „Eine Märchenerzählerin“ von Fritz Hänlein, entstanden 1930. Eine weitere Vitrine mit Kinderspielzeug für Buben und Mädchen ergänzt die Sammlung. Hier ist ein Puppenwohnzimmer, eine Puppenküche ausgestellt. Eine Rarität stellt ein Bär auf Rädern dar. Es handelt sich dabei um einen der ersten Bären aus der Werkstätte „Steiff Knopf im Ohr“.

Wohnen

Das Ölbild „Grillparzer bei Beethoven in Hetzendorf“ leitet über zu der Abteilung „Wohnen“. Gezeigt wird ein komplett eingerichtetes Wohnzimmer mit Möbeln des Meidlinger Barock um 1900. Eine Wanderorgel weist auf die Musikanten hin, die sich ihr Geld mit „Hofmusik“ verdienen mussten. Daneben befindet sich eine reichhaltig ausgestattete Küche und eine Waschküche mit verschiedenen Waschgeräten, wie Waschrumpeln aus Holz, Metall, Stein und Glas, eine Mangelrolle, eine Bügelrolle und verschiedene Bügeleisen der letzten 150 Jahre.

Die Hellebarde und Öllampe des letzten Nachtwächters von Altmannsdorf erinnert an die Zeiten, als es noch keine öffentliche Straßenbeleuchtung gab.

Bäder und Vergnügungsstätten

Die nächsten beiden Abteilungen sind den in Meidling ansässig gewesenen Vergnügungsstätten, Theatern, Bädern, Vereinen und Organisationen gewidmet. Zu Beginn ist die Skulptur „Badende“ von Hans Bitterlich, 1884, ausgestellt.

Fortgesetzt wird mit dem Pfann’schen Bad. Bilder aus der Geschichte des Bades zeigen den Kurbetrieb seit 1850. Weiter geht es mit dem Vergnügungslokal Weigl. Eine Auswahl von Ballspenden erinnern an den vergangenen Glanz der Ballsaison

Ein Aquarell zeigt das Schloß Meidling, später Theresienbad, im Jahr 1760. In der nächsten Vitrine sind Gegenstände und Plakate aus dem Theater im Theresienbad zu sehen. Besondere Beachtung verdienen die verschiedenen Brennscheren, Haarspangen, Schneuzscheren und Beleuchtungskörper der Theaterbühne. Ein Osterei in der nächsten Vitrine war ein Geschenk Kaiser Franz Joseph I. an seine Offiziere, die in der Reiterkaserne, Schönbrunner Straße 293, stationiert waren. In der Vitrine darüber wird an das Etablissement Tivoli (1830–1836) und das Nachfolgelokal Meierei Tivoli erinnert, von dem zahlreiche Farbansichtskarten ausgestellt sind.

Dem zweiten Bad, dem Theresienbad sind die weiteren Flachvitrinen vorbehalten. Darüber hängen die Ölbilder des Komponisten Hieronimus Payer (1787–1845), einer Ansicht des Theaters im Theresienbad von 1856 und des langjährigen Theaterdirektors und Faktotums Louis Groll (1803–1884).

Vereine und Sport

Zwei Fahnen weisen auf das reiche Vereinsleben in Meidling hin und führen zur nächsten Abteilung, in der an bis 1939 in Meidling beheimatete Ritterbünde gedacht wird. Sessel, Schwerter, Orden, Wappen, Bilder, Kerzenleuchter und Fahnen dokumentieren diese humanitären Geselligkeitsvereine. Breiten Raum nimmt die Darstellung des Meidlinger Fußballclubs Wacker ein mit Trophäen, einem mit Unterschriften versehenen Fußball, den Fußballschuhen von Turl Wagner, einem der bekanntesten Spieler von Wacker, und als besondere Rarität, einem Sammelalbum mit Zeitungsausschnitten und Bildern aus der Frühzeit von Wacker, zusammengetragen von Ernst Reitermaier, später ebenfalls ein wichtiger Spieler des Vereins.

In einer weiteren Vitrine sind Gegenstände von Radkünstlern zu sehen. Davor stehen zwei Hochräder aus dem Bestand des Radfahrvereines „Die Schwalben“.

Den Abschluss dieser Abteilung bildet eine Figurine mit der Kleidung eines „Fidelen Gatterhölzlers“, eines in Ober-Meidling beheimatet gewesenen humanitären Geselligkeitsvereines.

Unterhaltung

Die letzte Abteilung ist der Kunst gewidmet. Verschiedene Skulpturen des Bildhauers und Medailleurs Karl Perl zeugen von der hohen Kunst des Meisters. In der ersten Vitrine sind jedoch noch Gegenstände aus der Geschichte der „Heanzen“ zu sehen, kroatischen Marktfahrern, die Wien mit frischem Federvieh versorgten. Dem Mundartdichter Toni Krutisch ist die nächste Vitrine reserviert. Anschließend ist dem Schaffen Carl Lorens breiter Raum gegeben. Da das Bezirksmuseum Meidling die größte Sammlung von Werken des Volkssängers sein Eigen nennt (Carl-Lorens-Archiv), sind eine ganze Reihe von Notenbeispielen ausgestellt. Eine originale Wirtshaustür aus Meidling soll daran erinnern, dass Lorens mit seinen Liedern hauptsächlich in Gaststätten aufgetreten ist.

Den Abschluss des Rundganges bildet eine Sammlung von Gegenständen aus dem Besitz von Hermann Leopoldi (Hermann-Leopoldi-Archiv). Da Meidling die Geburtsstätte von Hermann Leopoldi ist, und das Ehepaar Bousska lange Jahre über Leben und Wirken Hermann Leopoldis geforscht und viele Gegenstände, Archivmaterialien zusammengetragen hat, wurde in Zusammenarbeit mit dem Sohn von Hermann Leopoldi Ronald die „Hermann Leopoldi-Gesellschaft“ mit Sitz im Bezirksmuseum Meidling geschaffen.

Zur Geschichte des Bezirksmuseums Meidling

Das Bezirksmuseum Meidling ist das älteste seiner Art in Wien. Es wurde 1923 als „Meidlinger Heimatmuseum“ von einem Kreis interessierter Mitbürger:innen unter der Leitung von Schulrat Karl Hilscher gegründet. Zu den Gründungsmitgliedern gehörten neben Geschäfts- und Bankleuten auch bedeutende Künstler wie Anton Hlavacek, Ludwig Heinrich Jungnickel, Anton Hanak und Franz von Zülow, aber auch Politiker:innen wie der Präsident des Wiener Stadtschulrates Otto Glöckel, die erste Gemeinderätin Leopoldine Glöckel und der Bezirksvorsteher Alois Zanaschka. Ein eigens geschaffener Verein, dessen Präsident stets der jeweilige Bezirksvorsteher war und ist, dient zur Unterstützung und Förderung des Museums. Die Museumsleiter und ihre Mitarbeiter stellen seit jeher ihre Freizeit ehrenamtlich der Museumsarbeit zur Verfügung.

Zu dem Grundgedanken, die Geschichte des Bezirks in einem eigenen Museum zu zeigen, gehörte auch die Förderung von heimischen Künstlern. Dem Meidlinger Heimatmuseum ist daher von Anfang an eine Galerie angeschlossen. Der Bestand des Museums an heute sehr wertvollen Gemälden, Zeichnungen und Drucken geht darauf zurück, dass Künstler wie Ludwig Heinrich Jungnickel, Franz von Zülow, Joseph Selleny, Wilfried Zeller-Zellenberg, Eugen Szloboda, Willy Verkauf-Verlon, Elfriede Ott und viele andere hier ausgestellt und dem Museum ein oder mehrere Werke geschenkt haben.

Das Heimatmuseum Meidling – ein Wandermuseum

Karl Hilscher veranstaltete nach der verordnungsgemäßen Gründung des Vereines 1923 die erste Ausstellung der gesammelten und gespendeten Objekte in einem Klassenraum der Schule Singrienergasse 23 – etwa 50 Jahre später sollte in dieser Schule abermals eine Institution gegründet werden – der österreichische Rundfunkt/Fernsehen hatte hier sein erstes Aufnahmestudio

Noch im selben Jahr übersiedelte das Museum in drei Räume der Volksschule Bischoffgasse 10. Im Jahr 1929 kam es zur ersten großen Ausstellung von Bildern Meidlinger Künstlern.
1936 starb Karl Hilscher und August Eigner wurde neuer Museumsleiter. Trotz der Auflösung von Vereinen nach 1938, konnte das Heimatmuseum Meidling den Museumsbetrieb unter der Patronanz des Historischen Museums der Stadt Wien aufrecht erhalten.
Um die Sammlung vor der Vernichtung in den Kriegsjahren 1943–45 zu schützen, wurde sie nach Niederösterreich verlagert.

Nach 1945 unterstützte Bezirksvorsteher August Fürst den Wiederaufbau und die Wiederaufstellung des Museums. Am 22. November 1947 konnte das Museum in der Bischoffgasse 10 seinen offiziellen Betrieb wieder aufnehmen.
Am 27. September 1950 starb August Eigner. In der Folge konnte kein ständiger Leiter gefunden werden. Die nächsten Jahre führten interimistische Leiter das Museum.
Im Jahr 1955 mußte die Sammlung in die Volksschule Nymphengasse 7 übersiedeln.
Als Bezirksvorsteher Wilhelm Hradil die Leitung des Bezirkes übernahm, kümmerte er sich in einer Weise um das Museum, die weit über seine Amtspflichten hinausging. Er fand vor allem in der Person des Lehrers und Direktors Karl König im Jahre 1960 einen neuen Leiter für das Museum. Dieser besorgte eine Neuaufstellung der Sammlung, versuchte mit Erfolg Mitarbeiter zu gewinnen, rückte mit vielen Sonderausstellungen das Museum wieder in den Blickpunkt der Öffentlichkeit und konnte so für das Museum neue Freunde und Förderer gewinnen.
Außerdem schuf er die Publikationsreihe „Meidling, Blätter des Bezirksmuseums“ und begann mit Vorträgen, die Bezirksgeschichte einer breiteren Öffentlichkeit nahezubringen.
1971 mußte das Museum wieder einmal übersiedeln. Die Klassenräume waren wegen Eigenbedarfs der Schule zu räumen.

Nach langen Mühen und dem persönlichen Einsatz von Frau Stadträtin Gertrude Fröhlich-Sandner gelang es, die leerstehende Schule Kobingergasse 7 zur Gänze als Museum zu adaptieren. Es sollte etwas mehr als 20 Jahre die Heimstatt des Museum sein.
1977 verstarb OSR Karl König und seine Nachfolger wurden Dr. Hermann Zucker und 1982 SR Ernst Tschiedl.

1987 übernahm die Museologin Dr. Vladimira Bousska die Leitung des Museums.
Ab 1995 meldete die benachbarte Volksschule Haebergasse 2 Eigenbedarf an und das Museum sah sich gezwungen, nach einem neuen Quartier Ausschau zu halten. Eine pharmazeutische Fima schrieb zufällig zur selben Zeit ein Nebengebäude des Schlosses Hetzendorf, das Seiler’sche Gut, auch Gallhof genannt, zum Verkauf aus. Dieser wurde als mögliches Museumsquartier in Aussicht gestellt. Kostengründe verhinderten die Ausführung.
Ein anderes Projekt sollte schließlich auch das Museum einbeziehen. In der Längenfeldgasse 13–15 wurde die seit langem geplante Volkshochschule Meidling auf dem Areal der 3. Zentralberufsschule gebaut. Bezirksvorsteher Franz Rupaner ermöglichte es, daß hier das Museum miteinzuplanen war.

Am 12. September 1997 konnte das Museum in der Längenfeldgasse 13–15 in völlig neuer Aufstellung und mit zeitgemäßer Museumstechnologie eröffnet werden.
Am 5. Mai 2000 wurde das Bezirksmuseum Meidling für seine hervorragenden Leistungen auf dem Gebiet des Museumswesens von der Ministerin für Bildung, Wissenschaft und Kultur Elisabeth Gehrer mit dem Anerkennungspreis zum Österreichischen Museumspreis ausgezeichnet.