
Die "Vorgeschichte" des Bezirksmuseums Alsergrund - jetzt ein Teil des ALSEUMS - reicht mehr als ein Jahrhundert zurück. 1903 erschien das erste Heimatbuch "Der Alsergrund einst und jetzt", vom Lehrer Leopold Donatin als "geographisch-historischer Anschauungsunterricht" für die Kinder der dritten Volksschulklasse. In den 1920er Jahren sollte es neu aufgelegt und zugleich ein Museum eingerichtet werden. Dieser Wunsch des Bezirksvorstehers Josef Schober kam aber ebenso wenig zur Ausführung wie das Projekt unter seinem Nachfolger Fritz Erban. Damals plante eine, 1935 aus dem Arbeiter-Bildungsverein Alsergrund hervorgegangene, Arbeitsgemeinschaft ein "Bezirks-Heimatmuseum".
Der langjährige Museumsleiter Ing. Alfred Wolf bei der Bergung des Goldenen Pelikans
"Ich bin ein Kind der Stadt - die Leute meinen (und spotten leichthin über unsereinen), dass solch ein Stadtkind keine Heimat hat...", dichtete Anton Wildgans 1911. Ein Jahrzehnt später erschienen in mehreren Bezirken Heimatbücher, meist von Lehrer-Arbeitsgemeinschaften, die sich auch für die Einrichtung lokaler Museen engagierten. Erste Anläufe auf dem Alsergrund waren nicht zielführend, hier begann die Museumsgeschichte erst 1957.
1957 konstituierte sich unter Bezirksvorsteher Johann Rajnoha ein Museumsverein, als dessen Präsident er fungierte. Die Erstaufstellung des Museums in zwei Räumen im Haus der Bezirksvorstehung erfolgte 1959. Museumsleiter wurde der Berufsschullehrer Franz Zabusch (bis 1968), Kustoden Volksschul-Oberlehrer i. P. Hans Mück (bis 1967) und der Buchdruckereibesitzer Ing. Alfred Wolf. Auf seine Initiative und unter seiner Redaktion erschien 1960 das erste von 129 vierteljährlich herausgegebenen Mitteilungsheften "Das Heimatmuseum Alsergrund". Zwischen 1966 und 1970 gab er alljährlich eine umfangreiche Publikation zu den Sonderausstellungen heraus.
1968 übernahm Obermuseumsrat Dr. Ernst Donatin die Leitung. 1970 gründete Ing. Alfred Wolf die "Galerie Alsergrund". Als erste ihrer Art gab sie Kunstschaffenden aus dem Bezirk unentgeltliche Ausstellungsmöglichkeiten. 1972 entstand auf Initiative Dr. Ernst Donatins die Gedenkstätte für Heimito von Doderer (mit Teilen seiner Wohnungseinrichtung) 1973 wurde aus dem "Heimatmuseum" ein Bezirksmuseum. Im selben Jahr wurde Ing. Alfred Wolf zum Museumsleiter bestellt (bis 1991), sowie Dkfm. Philipp Jakob Formann und Helga Maria Wolf zu Kustoden.

Dr. Wilhelm Urbanek mit einem neuen Objekt für die Sammlung: ein Lohner-Roller aus 1954.
Seit 1991 leitet der Gymnasialprofessor Dr. Wilhelm Urbanek das Bezirksmuseum Alsergrund. In seine Ära fallen 1995 die Einrichtung der Gedenkstätte für Erich Fried (mit Möbeln aus seinem Arbeitszimmer, die Nutzung des Bunkers im angrenzenden Arne Karlsson-Park, 2011 die Einrichtung des Religionsraums (Kurator Mag. Dietmar Hübsch) und die Einrichtung des Sparefroh Hauses im Hofpavillon (Kuratorin Renate Steinkellner). 2015 wurde das Befreiungsmuseum (Ko-Direktorin Mag. Natalia Lagureva) im Erinnerungsbunker eröffnet.
2015 entwickelte der Kunsthistoriker Mag. Matthias Bechtle ein neues Design-Konzept. Die verschiedenen Teilbereiche sind nun unter dem Oberbegriff ALSEUM zusammengefasst. Gemeinsam mit der Ethnologin Dr. Helga Maria Wolf und der künstlerisch tätigen Pädagogin Doris Wolf gestaltete er die Schausammlung des Bezirksmuseums Alsergrund nach dem historisch-pädagogischen Konzept von Dr. Urbanek in den renovierten Räumen völlig neu. Mag. Natalia Lagureva betreute die Finanzplanung und organisierte zahlreiche russische Freiwillige für den Umbau. Pirooz Hosseini, der dem Museum seit Jahren treu ist war bei den langen Renovierungsarbeiten stets aktiv zugange.
Von reinen Präsentations-Sammlungen, verschreckten Archivaren und Archivarinnen sowie der obligaten Herausgabe eines Magazins kommt man immer mehr ab. Mittlerweile herrscht ein starkes Bewusstsein für Wirtschaftlichkeit und Kulturvermittlung (auch für Kinder) neben den wertvollen alten Tugenden wie Sammeln und Bewahren. Museen heute müssen nicht mehr nur retrospektiv sein, sondern können die Umwelt ihres Themengebietes aktiv beeinflussen. Ein Museum kann Kinder und junge Menschen, aber natürlich auch Erwachsene zu kreativen Denkprozessen animieren.
Das Bezirksmuseum Alsergrund hat in den letzten Jahren neben dem Bunker im Arne Carlsson Park eine große Bibliothek, das Befreiungsmuseum Wien, das Sparefroh Haus, Projekt-Arbeiten und die nahezu grenzenlose Möglichkeit der Wissenspräsentation und Aufbereitung im Internet dazu bekommen. Digitale Projekte wie die Handy-Fotografie, die Informationen zu Gebäuden abliefert, zeigen, dass das Bezirksmuseum in den letzten Jahren massiv über seine ehemalige "Grenzen" herausgewachsen ist. Ein abstrakter Begriff mit Bezug auf den Alsergrund, wie das Kunstwort "ALSEUM" (Alsergrund-Museum) eignet sich sehr gut alle diese Aktivitäten prägnant zu beschreiben.Die neue Marke ALSEUM umfasst neben der Dauerausstellung einen Sonderausstellungsraum, Gedenkstätten für die Dichter Heimito von Doderer (1896-1966) und Erich Fried (1921-1988), eine umfangreiche Bibliothek, sowie das "Sparefroh Haus" und den "Erinnerungsbunker" (Befreiungsmuseum Wien).
https://www.bezirksmuseum-alsergrund.at/