Casino Unger (später Elterlein)
- Casino Elterlein, Aquarell von G.Zafaurek
Casino Unger, an der Hernalser Linie (heute Gürtel, Gebiet U-Bahn Station Alserstraße) erstreckte sich bis zur heutigen Ottakringer Straße. Um 1800 befand sich an dieser Stelle noch ein Kaffeehaus mit einem schönen Garten, das Ausflugsziel der Wiener, vor deren Augen sich wogende Ährenfelder und saftige Wiesen ausgebreitet hatten. Die Dorfstraße war von einer Akazienallee, die Graf Palffy hatte anlegen lassen, begrenzt. 1820 nützte Unger´s Sohn
Franz den riesigen Garten und errichtete ein Casino. Der Garten, der 3000 Personen faßte, war als der größte Gastgarten dieser Zeit anerkannt worden.
In den vierziger Jahren des 19. Jhdt. engagierte Unger in der Sommersaison an Sonntagen Johann Strauß Vater mit seiner Kapelle. Die Konzerte waren immer ausverkauft. Für Franz Liszt, der einmal in Begleitung seiner Freundin, der russischen Fürstin Wittgenstein, zum Konzert gekommen war, führte Strauß zu Ehren seines Gastes den ungarischen Sturmmarsch auf. Ein bespielloser Jubel der Anwesenden mit „Hoch Liszt“ erschallte.
In der Revolutionszeit 1848 goß Strauß für die Menge Öl ins Feuer, als er den Freiheitsmarsch „Schwarz-Rot-Gold“, und den „ Marsch der Studentenlegion“ im Casino zur Uraufführung brachte. 1849 starb Strauß Vater, nachdem er wenige Tage vorher noch bei Unger aufgetreten war. 1861 verkaufte Unger das Casino an Johann Georg Elterlein, der in der Naglergasse eine große Bierhalle geführt hatte. Mit dem Abbruch des Linienwalles wurde auch 1896 das Casino abgetragen, ebenso das Etablissement Georg Tökes’ „Neue Welt“, in dem vorwiegend das ungarische Militär mit seinen Landleuten anzutreffen war.