Der 13. Wiener Gemeindebezirk Hietzing
Im Jahre 1969 wurden bei Aushubarbeiten in der Titlgasse Reste eines altsteinzeitlichen Lagers zu Tage gebracht-bearbeiteter Hornstein sowie Bruchstücke von Mammut- und Pferdeknochen. Die Fundstelle ist der bislang älteste Nachweis menschlicher Ansiedlung im Wiener Raum. Von dieser Zeit an spannt sich der Nachweis der kontinuierlichen Besiedelung. Jungsteinzeitliche Funde stammen aus dem Gebiet Schönbrunns und dem Gemeindeberg, Besiedelungen in der Bronzezeit sind durch Funde im heutigen Wienflussbett und im Lainzer Tiergarten nachgewiesen, die Anfänge der Eisenzeit durch besonders interessante Grabbeigaben. Die Römer führten ihre Wasserleitung nach Vindobona von Atzgersdorf über Lainz ins Wiental. Römische Veteranen siedelten am Roten Berg unweit von Kelten. Während der Völkerwanderung hinterließen Awaren ihre Spuren und slawische Ansiedelungen entstanden.
Nach der Schlacht auf dem Lechfeld 955 setzte die deutsche Kolonisation vollständig ein. Die Schenkung Heinrichs II. von Godtinesfeld an die Propstei Bamberg im Jahre 1015 beweist, dass zu jener Zeit in diesem Gebiet schon Siedlungen bestanden. Die Entstehung der Dörfer, die später den Bezirk Hietzing bilden sollten, ist sicher vor dem Jahre 1000 anzusetzen, auch wenn die ersten urkundlichen Erwähnungen aus dem 12. bzw. 13. Jahrhundert stammen. Die Landwirtschaft blieb durch Jahrhunderte die Erwerbsquelle.
Die Errichtung von Schloss Schönbrunn und dessen Nutzung als Sommersitz des Herrscherhauses brachte die ersten Veränderungen. Im Ort Hietzing verlor die Landwirtschaft an Bedeutung, Gewerbebetriebe und Zulieferer für das Schloss entstanden, und im 19. Jahrhundert wurde er Sommerfrische.
Im Gegensatz zu anderen Vororten Wiens siedelten sich im Bereich des heutigen Bezirkes nur wenige Industriebetriebe an. Entlang des Wienflusses entstanden kleinere Gerbereien und Färbereien. Man versuchte es im 18. Jahrhundert mit der Zucht von Seidenraupen und deren Verwertung. Es gab kurzfristig eine Zuckerfabrik, eine Schokoladeerzeugung, die Produktion von Glühlampen und dergleichen mehr. Nur einige wenige Fabriken hatten längeren Bestand, wie z.B. die Textilveredelung Winkler & Schiadler, die Wagenfabrik Rohrbacher oder die erst vor wenigen Jahren abgesiedelte Wurstfabrik Wiesbauer. Bestimmend für die geringe Dichte an Großbetrieben war die Tatsache, dass es unweit des Schlosses gewisse Baubeschränkungen gab. Außerdem erfolgte im Gegensatz zu anderen Stadtteilen in der Gründerzeit fast kein Zinshausbau.
In der rasch wachsenden Stadt des 19. Jahrhunderts blieb Hietzing ein locker verbauter Bereich mit großen Grünflächen. Erst in den letzten 60 Jahren wurde so viel gebaut, dass sich die Zahl der Wohnungen verdoppelte. Trotzdem hat sich der Grüncharakter des Bezirks nicht wesentlich verändert. Für viele ist Hietzing der Wohnbezirk im Grünen und der Wohnort der besseren Leute. Bedeutende Bauten von Architekten aus mehreren Jahrhunderten werden in einem Atemzug genannt mit berühmten Bezirksbewohnern aus den Bereichen Kunst, Wissenschaft und Wirtschaft.
Dabei werden so manche Einrichtungen, die weit über die Grenzen Bedeutung haben, zu wenig oder gar nicht bedacht. Es sind die zahlreichen sozialen Einrichtungen, wie das Geriatrische
Zentrum am Wienerwald, das von der Bevölkerung nach wie vor mit dem erfrischend positiven Wort „Versorgung" bezeichnet wird, oder Spitäler wie das Krankenhaus Lainz, neuerdings Krankenhaus Hietzing, die Orthopädie in Speising, die Rothschildstiftung Neurologisches Krankenhaus und andere. Das heutige Hietzing ist aber auch ein Schulbezirk, in dem es nicht nur Allgemeinbildende sondern auch Berufsbildende Schulen gibt.